Die kleine psychologische Hausapotheke
Wir, die wir pädagogisch-psychologisch gut ausbebildet sind, kommen häufiger in Gesprächs-Situationen, in denen wir aufgrund unserer Expertise um "Rat" und Austausch gebeten werden . Zu Fragen des Lebens im Allgemeinen und im Besonderen. Das ist für uns vollkommen ok - machen wir gerne. In solchen Gesprächen allerdings den Mittelweg zu finden zwischen "psychologisch plappern (Küchenpsychologie)" und "therapeutische Sitzung" ist nicht ohne.
Aus diesen vielen Gesprächen entsteht nun eine kleine psychologische Hausapotheke - und greift die Themen auf, die uns besonders häufig begegnen.
Und das ist zur Zeit insbesondere dieses Thema:
Batterie auftanken - reset-Knopf drücken
Vorbemerkung Teil 1: Gesellschaft und Wirtschaft sind im Stress-Modus. Die doppelte Transformation - also die Digitalisierung und die der Spurwechsel hin zum Nachhaltigen Wirtschaften fordert uns voll. Wir alle müssen Lern- und Anpassungsleistungen erbringen. Aus der Ecke kommen wir auf absehbare Zeit nicht ´raus. Nun gehört das Erbringen von Anpassungs- und Lernleistungen ja eh zum Leben - wir tun es ja auch - täglich: im Kleinen wie im Großen.
Gleichwohl: die diesbezüglichen Anforderungen sind deutlich gestiegen und gehören zu den sogeannten "future skills": Anpassungs- und Lernleistungen erbringen.
Vorbemerkung Teil 2: es ist vollkommen normal, sich voll für eine Sache einzusetzten und nach erfolgreicher Erledigung der Aufgabe dann auch erschöpft zu sein. Erschöpft - und glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist auch normal, für eine Zeitspanne mal die Balance zu verlieren. Wichtig ist nur, dann nach dieser besondern Zeitspanne wieder in die Balance zu kommen. Dabei hilft dann oft eine bewusst gewählte Auszeit: Urlaub, Sabbatical, "eine Woche nur für mich". Soweit - so gut.
Bedenkenswert wird es erst dann, wenn man sich permanent in einer Überforderungs- und Überlastungsschleife bewegt - und aus dem Teufelkreis nicht ´rauskommt.
Hier kann folgendes helfen:
- Die Belastungen des Alltags auf den Prüfstand stellen. Dabei hilft ein "Energie- und Zeitverteilungskuchen", den man sich auf einem Blatt Papier aufmalt. Nachdem man sich damit einen groben Überblick verschafft hat, geht man folgenden Fragen nach:
- Was sind meine Energie- und Zeitfresser, die ich "einbremsen" kann?
- An welcher Stelle / in welchem Bereich kann ich mich "effizienter / effektiver" aufstellen - und mir damit Erleichterung verschaffen?
- Vielleicht sogar: was kann ich ganz "loslassen"? Im Sinne von "brauche ich nicht mehr / bringt mir nichts mehr".
- An welcher Stelle / in welchem Bereich genügen 80% Prozent statt 100 %? Denn oft ist es so, das es eher leicht ist, von 0 auf 80% zu kommen - aber sehr anstrengend, dann von 80 auf 100% zu kommen. Und: oft wird der Unterschied, den die letzten 20% ausmachen, gar nicht bemerkt - hängt aber natürlich sehr von der Aufgabenstellung ab.
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- Wenn man ein "120% Typ" ist - und alles immer perfekt sein muss. Das ist natürlich per se anstrengend. Solange man viel Energie hat und Andere davon nicht allzu genervt sind, ist das vielleicht noch kein Problem. Aber spätestens dann, wenn die Batterie in immer kürzeren Abständen leer ist und sich das erhoffte Ergebnis / der erhoffte "(psychologische) Gewinn" dann auch nicht einstellen will, kommt häufig die Frage: wozu das Ganze - wozu und für wen strenge ich mich eigentlich so an? Da hilft dann wirklich nur, einmal bewusst inne zu halten.
- Zunächst ganz einfach: die Positiv Brille putzen und das Glas eher halb voll als halb leer zu sehen. Das kann man im Alltag üben. Manchmal hilft dabei auch ein "Erfolgs-Tagebuch". Das kann schon mal den ersten Druck wegnehmen. Das hilft schon mal, insgesamt mit dem, was ist, zufriedener zu sein.
- Siehe oben: die Belastungen des Alltags auf den Prüfstand stellen - seine Energie neu ausrichten. Auf das, was einem wirklich wichtig ist. Und das, was einem wichtig ist, hängt ja auch von der jeweiligen Lebensphase ab und verändert sich entsprechend über die Jahre. Man muss es sich nur manchmal wieder klar machen - und den reset-Knopf drücken.
- Und wenn das nicht reicht oder man sich etwas grundsätzlicher mit dem eigenen 120% Anspruch beschäftigen will: den Antreiber-Test machen. Den gibt es aber nur auf Rezept (also bei uns) - weil nach dem Antreiber-Test darüber nachgedacht wird, welche "Erlaubnisse" man sich selber geben kann - welche Erwartungen an sich selbst man nicht mehr oder anders erfüllen will; und wer aus dem Umfeld einem dabei unterstützen kann. Das ist dann schon intensive innere Arbeit.
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- Und auf der Arbeit - wenn die Arbeit mehr Last als Lust ist und einen "verzweifeln lässt", man "gegen Wände läuft" oder einfach "nicht gut mit einem umgegangen wird" . Zum Glück haben wir einen Arbeitnehmer-Markt - man findet doch relativ leicht einen neuen job. Aber ein job-Wechsel ist natürlich immer auch mit Risiken verbunden: es ist auf jeden Fall anders - aber auch besser? So ist es vielleicht klüger, noch Versuche zu starten, um an der aktuellen Situation etwas zu drehen. Hier bieten sich folgende Wege an:
- Man formuliert - zunächst für sich - seine Wünsche zur Veränderung der Tätigkeit an sich (Aufgabenzuschnitt, Prozesse, Qualifikation), Wünsche zur Verbesserung der Zusammenarbeit und auch Wünsche an den Vorgesetzten mit Blick daruaf, wie man geführt werden möchte.
- Dann überlegt man sich, in welchem Rahmen man hierzu mit dem Team und / oder dem Vorgesetzten ins Gespräch kommen will - und was man sich "traut". Hilfreich ist natürlich, wenn es regelmäßige Mitarbeitergespräch gibt oder auch kurze / kleine Mitarbeiterbefragungen.
- Wenn einem das "zu heiss" ist, dem bleibt ja noch folgender Weg: eine "Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung" anzuregen. Zu einer solchen Gefährungsbeurteilung ist sogar jeder Arbeitsgeber verpflichtet. Aber wir wissen ja wie das ist - Papier ist geduldig. Trotzdem - ein Versuch ist es wert.
- Manchmal kommt man ja auch deshalb in "Stress", weil man etwas nicht oder nicht so gut kann. Solche Situationen werden eher zunehmen: denn wie weiter oben schon erwähnt, müssen wir in dieser besonderen Zeit der doppelten Transformation mehr denn je Anpassungs- und Lernleistungen erbringen. Wenn einem das Erbringen dieser Anpassungs- und Lernleistungen schwer fällt - egal aus welchem Grund - kann folgendes helfen:...(Fortsetzung folgt)
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- Wenn sich die Gesamt-Situation trotz aller Bemühungen so gar nicht zum Besseren drehen will: dann kann ja folgende Überlegung noch helfen. Bitte unterscheiden zwischen "was kann ich in meinem Zuständigkeitsbereich wirklich beeinflussen" - " und was kann ich nicht beeinflussen - weil es außerhalb meines Einflusses und meiner Macht steht". Sich voll auf das zu konzentrieren, was man beeinflussen kann, ist dann das Eine. Das Andere ist, sich dann auch "führen zu lassen" (oben sticht unten) - und versuchen, seinen Frieden damit zu machen. Auch wenn es im Einzelfall schwer sein mag sich einzugestehen, dass man sich auch mal wider besseren Wissens einfach fügen muss (Anpassungsleistung erbringen). Unternehmen / Organisationenn sind eben hierarchisch aufgebaut und Macht ist unterschiedlich verteilt - trotz aller Diskussion um NEW WORK bleibt Hierarchie. Und wenn man Pech hat, dann hat man einen selbstverliebten und hierarchisch geprägten Chef. Da ist viel soziale Kompetenz bei den Mitarbeitenden gefordert und die Frage steht im Raum: "wie führe ich meinen Chef:in".
- Einige "retten" sich dann damit, selbst in "Machtpositionen" zu pushen - weil es unerträglich erscheint, sich überhaupt und dann noch von mittelmäßiger Kompetenz führen zu lassen. Das ist natürlich wieder anstrengend - und der Preis ist oft sehr hoch. Das will also gut überlegt sein. Am Ende muss man über dieZeit ausloten, wo in der Organisation sein Platz ist, der für einen persönlich erträglich ist.
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Soweit fürs Erste.
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